Der Schwarm finanziert´s

Christine Gediga • Okt. 01, 2021

Die vier Formen des Crowd-Funding und wie Schwarmfinanzierung gelingt

Gerade erst habe ich wieder ein tolles Projekt kofinanziert: puramila - ein Laden in Bremen mit Produkten, „die eine Geschichte erzählen von Handwerkern, Künstlern, kleinen Unternehmern und kreativen Menschen aus ganz Europa. Liebevolle Manufaktur-Produkte, mit Seele statt Industrie-Fertigung, nachhaltig, umweltfreundlich, fair produziert und gehandelt. Produkte, die Menschen und Kultur zusammenbringen.“ Mit diesen Sätzen und einem knapp 3 Minuten langen Video ist Mila in ein Crowd-Funding gestartet und hat innerhalb eines Monats mit 135 Unterstützenden fast 8.700 Euro gesammelt - 1.700 Euro über dem Wunschbetrag. So konnte sie sich Mitte September ihren Traum vom eigenen Laden mit Herz in der Bremer Neustadt erfüllen.

Warum war Sie erfolgreich? Und was ist Crowd-Funding überhaupt?

Crowd-Funding bedeutet Schwarmfinanzierung. Das heißt, viele Menschen investieren eine kleine oder auch größere Summe und helfen so dabei, dass ein Vorhaben, ein Unternehmen oder ein soziales Projekt wahr wird und wirken kann.

Dabei unterscheidet man vier Hauptformen des Crowd-Funding:

Spenden-basiertes (donation-based) Crowd-Funding oder Crowd-Donating 

Auf Plattformen wie Betterplace oder helpdirect können Menschen und Organisationen Unterstützende für ihre (sozialen) Projekte finden und Mittel einsammeln, um ihre Projekte zu finanzieren. Und wenn die Gleichgesinnten auch noch besonders engagiert und aktiv im Netz sind, kann eine Crowddonating-Kampagne sogar mit wenig Arbeit viel Ertrag bringen. Denn die Unterstützenden verbreiten das Anliegen über ihre Social Media-Kanäle weiter. So kann ein Projekt, eine Idee viral gehen. 

Eine Gegenleistung wie bei den anderen drei Formen gibt es hier nicht - außer vielleicht ein gutes Gefühl und eine Zuwendungsbestätigung. Daher fallen alle anderen Crowd-Funding-Formen auch eher unter das Sponsoring. (Ein wenig verkürzt erklärt: Spende = freiwillig und ohne werbliche oder materielle Gegenleistung, Sponsoring = Mittel - meist Geld - gegen werbliche oder materielle Leistung.)

Belohnungs-basiertes (reward-based) Crowd-Funding

Diese Form des Crowd-Funding bieten zum Beispiel Startnext oder Kickstarter an. Hier erhalten die Investierenden ein Geschenk, also eine materielle oder auch virtuelle Gegenleistung für ihr finanzielles Engagement. 

Ein weiterer Vorteil: Die Gründenden können erst mal prüfen, ob ihre Idee eine Chance auf dem Markt hat, also tragfähig ist. Denn dem eigentlichen Geldsammeln ist eine Probephase vorgeschaltet, in der die potentielle Kundschaft direkt auf das neue Produkt reagieren und ihre Meinung äußern kann. Erst wenn das Produkt oder die Idee gut ankommt, geht es in die eigentliche Funding-Phase. Wird das Funding-Ziel nicht erreicht, gibt es allerdings auch kein Geld für die Gründenden, und die gesammelten Mittel werden zurückerstattet bzw. gar nicht erst eingezogen oder abgebucht. Daher ist auch hier eine engagierte Community, die das Projekt verbreitet, und laufende Kommunikation zwischen Sammelnden und dem „Schwarm“ entscheidend für den Erfolg.

„Verleihendes“ (lending-based) Crowd-Funding oder Crowd-Lending

Verleihendes Crowd-Funding richtet sich vor allem an Privatpersonen, Startups und kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Hier erhalten die Anbietenden einen Kredit von meist Privatleuten, der fest verzinst ist. Wer sich für diese Art der Investition interessiert, kann auf gründerküche.de mehr erfahren.

Anleihe-basiertes (Equity-based) Crowd-Funding oder Crowd-Investing

Hier kaufen die Anlegenden Anteile an einem Unternehmen, einer Firma und erhalten eine Rendite. Solche Crowd-Investings sind ebenso wie das Crowd-Lending immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Während beim Crowd-Lending die Gefahr besteht, dass der Kredit nicht zurückgezahlt wird, kann es beim Crowd-Investing sein, dass die Firma insolvent geht, in die investiert wurde. Daher sollte man bei dieser Form des Crowd-Fundings gut prüfen, wo man investiert, und diversifizieren, das heißt, das Investment auf verschiedene Firmen verteilen.

(Quelle und weitere Informationen zu den vier Formen des Crowd-Fundings: Greenrocket.

Unabhängige Orientierung und eine Plattformen-Liste finden Sie unter Crowd-Funding. Hier können Sie unter "Plattformen" nach den einzelnen Crowd-Funding-Modellen filtern, z. B. Spenden und auch lokale Crowd-Funding-Plattformen finden.)

Gut vorbereitet zum Erfolg

Wer sich für ein Crowd-Funding entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass es erstens eine gute Vorbereitung, zweitens eine große und engagierte Community und drittens laufenden Einsatz braucht, um erfolgreich Mittel einzusammeln.

Zwischen vier bis sechs Wochen sollten Sie sich Zeit nehmen, um 

  1. die FAQ von Startnext zu „studieren“. Sie geben einen guten Überblick, auf was Sie achten sollten, und wie Sie Ihr Crowd-Funding zum Erfolg führen.
  2. Ihre Idee „auf den Punkt zu bringen“ („Stöbern, genießen und erleben in der Bremen Neustadt“, ist der Slogan von puramila. Und wo kann ich stöbern und erleben? In einem Laden. So ist der wichtigste Aspekt genannt: Hier kann ich vor Ort die Produkte anfassen, probieren und habe ein echtes Einkaufserlebnis mit echten Menschen. Und das ist auch die Zielgruppe: Menschen, die „in Echt“ einkaufen erleben wollen.)
  3. ein Video zu produzieren, dass Ihre Idee und die Menschen dahinter vorstellt. Dafür reicht schon ein Smartphone-Video, „Mordstechnik“ brauchen Sie nicht. Hauptsache, Sie bleiben authentisch und bringen Ihre Idee verständlich rüber.
  4. Ihre Zielgruppe genau zu definieren und den Markt erforscht zu haben. Denn nur wer die Zielgruppe kennt, kann die eigene Idee und die Kampagne gezielt verbreiten. Und eine Untersuchung des Marktes zeigt, ob Ihre Idee, Ihr Produkt auch einzigartig ist, bzw. welches das Alleinstellungsmerkmal Ihrer Idee, Ihres Produkts ist. Auf den meisten Plattformen kann man die alten Kampagnen noch lange abrufen. So können Sie prüfen, was es bereits gab und gibt, und ob die Kampagnen erfolgreich waren oder nicht. Orientieren Sie sich!  
  5. sich selbst an ein zwei drei Crowd-Funding-Projekten beteiligt zu haben, um das Prinzip Crowd-Funding noch besser zu verstehen und ein Gefühl für Kampagnen auf der Seite der Unterstützenden zu bekommen.

Wenn die Kampagne dann steht und Sie alle Punkte „abgearbeitet“ haben, geht es in die Testphase. Bei Betterplace (Crowd-Donating) müssen Sie fünf Spendende finden, die insgesamt 250 Euro spenden, bevor Sie in die Suchmaschine von Betterplace kommen. Bei startnext (Crowd-Funding) testet die Plattform erst mal, wie Ihre Idee, Ihr Produkt in der Community ankommt, bevor die Kampagne offiziell startet.

Und dann heißt es: Kommunizieren, teilen, kommunizieren, teilen, kommunizieren etc. - online und offline, auf Ihren Social Media Kanälen, in Newslettern und mit Postkarten, Flyern oder Briefen mit QR-Code zur Plattform. 

Informieren Sie Ihre Fans und Follower laufend über Erfolge oder auch Misserfolge, feiern Sie Erfolge, fragen Sie nach Rat bei Misserfolgen, kurz: binden Sie Ihre Community ein, lassen Sie sie einen Teil Ihres Projekts werden.

Und erklären Sie, wenn nötig, was Crowd-Funding ist!

Kryptwährungen als Spende und oder Anlage für Stiftungen?
von Christine Gediga 12 Apr., 2024
Bitcoins bzs. Kyrpto-Währungen als Spende? Ist das auch was für unsere Organisation? Wenn Sie sich das fragen, lesen Sie weiter: Wie funktionieren Bitcoin und Co.? Sind sie als Wert-Anlage für Stiftungen interessant? Und was bedeutet es, wenn wir Kryptos gespendet bekommen?
von Christine Gediga 27 März, 2024
Immer mehr Fördernde wünschen sich, dass wir die Wirkung unseres Tuns auf Gesellschaft und Zielgruppen nachweisen. Doch wie können wir als kleine soziale Organisation das umsetzen? Mit der Wirkungs-Logik von nowa und BerufsWege gelingt es ganz leicht.
von Christine Gediga 06 Feb., 2024
Ich bin zu Gast beim VAMOs Podcast und erzähle über digitales Fundraising und wie Storytelling für mehr Spenden sorgt. Hören Sie rein in: Online Fundraising – wie das Generieren von Spenden mit Storytelling gelingt.
von Christine Gediga 29 Aug., 2023
Welche KI Tools helfen im Fundraising und der Öffentlichkeits-Arbeit? Bei welchen Aufgaben kann KI uns unterstützen? Und wie schreibe ich ein Prompting, das korrekte Ergebnisse und brauchbare Antworten erbringt? Wie Sie in 5 Schritten zum idealen Prompt kommen.
Wie wir die Generation Baby-Boomer als Spendende finden und binden
von Christine Gediga 10 Apr., 2023
Generationen-Wechsel im Engagement-Wesen. Die sogenannten Baby-Boomer übernehmen immer mehr die Rolle der Nachkriegs-Generation als Spendende. Die neue Generation ist aktiver und kritischer, vermögend und engagiert. Wie wir sie für unser Anliegen gewinnen und binden...
Künstliche Intelligenz für Fundraising geeignet?
von Christine Gediga 02 Feb., 2023
Der Text-Bot ChatGPT als Künstliche Intelligenz begegnet uns gerade in allen Medien und Formen. Was diese lernende Maschine für das Fundraising bedeutet, habe ich ausprobiert. Wird eine KI eines Tages den Menschen als Fundraisenden ersetzen?
Fundraising in der Krise
von Christine Gediga 02 Dez., 2022
Jahres-Ende gibt viel Spende - ist das auch in herausfordernden Zeiten so, gar in der Krise? Ja. Wenn Sie vorbereitet sind und Ihre Förder-Beziehungen gut gepflegt haben, ist jetzt die beste Zeit, um Spenden zu erhalten. Wie Sie gut vorbereitet sind, um fundraiserisch handeln zu können, zeigen 10 Check-Punkte.
Gespräche vorbereiten, erfolgreich leiten und zum Abschluss kommen
von Christine Gediga 04 Nov., 2022
Gespräche führen ist ein bisschen wie Schach spielen. Zug um Zug kommen wir dem Erfolg näher. Wer dabei gut vorbereitet ist und die gängigsten Züge im Kopf hat, führt und gewinnt. Welche Züge Sie für ein erfolgreiches Gespräch vorhersehen und kontern können, erfahren Sie in Tipp 7 bis 10 der Sales Artist Reihe.
Klick Surr Effekt und gute Gedanken
von Christine Gediga 04 Okt., 2022
Wie bei einem Kassetten-Recorder laufen die meisten Gespräche nach dem selben Schema ab: Klick-Surr. Wie Sie die "richtigen Knöpfe drücken", damit Sie erfolgreich ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben und mehr zum Elevator Pitch erfahren Sie in Tipp 5 und 6 der Sales Artist-Reihe.
Emotion first im Story-Telling und vom Was zum Wie in der Sprache
von Christine Gediga 06 Sept., 2022
Wer das Gegenüber als Mensch gewinnt, gewinnt es auch als Kundschaft oder Spendende. Wie Ihnen die Hierarchie des Story-Tellings und Emotionen sowie die Magie der Sprache und neue Sprachmuster dabei helfen, erfahren Sie in Tipp 4 und 5, Teil eins der Sales Artist Blog-Reihe.
Ganzen Artikel lesen
Share by: