Social Media goes Audio - Trends 2021

Christine Gediga • Feb. 03, 2021

Die Audiorisierung von Social Media und weitere Trends 2021

Medien und Business-Trends im neuen Jahr

Letztes Jahr um diese Zeit wurde die App TikTok als der neuste "heiße Scheiß" der Social Media-Welt gefeiert, und alle wollten dabei sein. Dann kam Corona und die Zwangsdigitalisierung mit Videokonferenzen, Heimbüro und Schule zuhause. Livestreams über Instagram und Twitch retteten vielen Musik- und Kunstschaffenden das Einkommen dank Spenden. Und TikTok sortierte sich in die Social Media-Welt als die App für die Gen Z bzw. Generation Greta ein. Bewegtbild und vor allem der dazugehörige Ton hatten an Bedeutung gewonnen. Und damit kündigte sich das an, was wohl der größte Medientrend 2021 sein dürfte: die „Audiorisierung“ der Social Media-Welt.

Kaffeeküche und Cocktailparty im Homeoffice

Audioformate wie Podcast oder die App Clubhouse (der neue Hype, allerdings noch sehr exklusiv) verbinden die Vorteile von klassischem Radio und Wir-Gefühl. Zum einen kann man die Inhalte nebenher konsumieren, z. B. beim Kochen und Backen (seit Corona wieder stark im Kommen), beim Putzen, Bügeln oder Handarbeiten (Auch das sogenannte „Do it yourself (DIY)“ gewinnt nicht erst seit Corona immer mehr Fans.) oder beim Autofahren und vielem mehr. Ein Buch zu lesen oder Video-Inhalte zu konsumieren, erfordert die ganze Konzentration (und sollte speziell beim Autofahren vermieden werden).

Andererseits schafft die menschliche Stimme Nähe, was das Wir-Gefühl unterstützt. Man gehört einer bestimmten Gruppe an, die „die gleiche Sprache spricht", im gleichen Ton. Und das ist es, wonach die Menschen (nicht nur) in unsicheren Zeiten streben: gewohnte und sichere Zugehörigkeit. Ob Familie, Freundeskreis, Fanclub, Instagram oder LinkedIn-Community oder eben Clubhouse, wir wollen uns zugehörig fühlen und teilhaben.

Das ist bei Clubhouse derzeit für die meisten noch etwas schwierig, da die App bisher nur für iOS, also auf (mobilen) Apple-Geräten läuft, und man eine Einladung von einer Person braucht, die bereits zuhören und mitreden darf. Diese Exklusivität erhöht allerdings auch die Attraktivität von Clubhouse. Die sogenannte FOMO (Fear of missing out), die Angst etwas zu verpassen schürt den Hype um die App. Doch bald soll damit Schluss sein und Clubhouse auch für Android funktionieren. Wenn sich die Macher hier aber nicht beeilen, werden andere das Format übernehmen und Clubhouse wie viele andere Apps auch in Instagram und Co. aufgehen. Twitter steht schon mit „Spaces“ parat und - jede Wette - Mark Zuckerberg arbeitet auch schon an einem Audioformat für Instagram, oder „spart“ schon mal für die Übernahme.

Denn Clubhouse spricht eine eher junge Zielgruppe an. Mehr als die Hälfte sind 18- bis 39-Jährige, also die ältere TikTok-Community, und genau die Gruppe von Menschen, die auch regelmäßig und mit wachsender Begeisterung Podcasts hört. Für diese Gruppe ist der Mitmachcharakter entscheidend. Man fühlt sich wie auf einer Cocktailparty, einer Podiumsdiskussion oder in der Kaffeeküche des Büros oder dem Campus der Uni - virtuell zwar nur, aber interaktiv, denn man kann jederzeit mitreden und sich einbringen - bei Clubhouse ist das Mitreden Konzept, bei den Podcasts im Livestream möglich. Und das ganz ohne gesehen zu werden - was vor allem an „Bad-Hair“-Tagen, von denen es zur Zeit einige geben dürfte, ein großer Vorteil ist.

(Mehr Informationen zu Clubhouse - Was die App kann, was zum Datenschutz zu sagen ist und wie Expert*innen den Hype einschätzen lesen Sie hier: ZEIT, tagesschau.de, turi2, Bigfm und oder Medientage sowie auf vielen anderen Plattformen, denn das Thema wird gerade rauf und runter diskutiert.

Streamen - Hören und Sehen vergeht nicht 

Während Clubhouse und Live-Konzerte im Stream durch Interaktivität punkten (Mitreden und Kommentieren), haben sie den Nachteil, dass sich das Publikum nach vorgegebenen Zeiten richten muss. Einen Podcast und einen Film aus der Mediathek oder auf meiner Streamingplattform kann ich zu jeder Zeit anhören oder ansehen. Hier richtet sich das Programm und der Zeitpunkt des Konsums nach mir und meinen Bedürfnissen. So wird das Streaming gegenüber den linearen Angeboten auch weiterhin an Bedeutung gewinnen. Zumal die jungen Generationen schon heute lineares TV-Programm nur noch als „kaputtes YouTube“ ansehen, und Radio zumindest einen TikTok oder Instagram-Account und Live-Streams anbieten muss, um relevant zu bleiben.

Digitalisierung des Wissens, Arbeitens und Einkaufens

Ebenso gewinnt in der Bildung, bei der Arbeit und beim Einkaufen medienübergreifendes Handeln an Bedeutung. 

Wenn ich etwas wissen will, kann ich die Community fragen und Tutorials im Netz finden. Wissen ist von überall und jederzeit verfügbar. Und egal, über welche Plattform, an die digitale Wissensvermittlung und Weiterbildung auf dem Sofa daheim haben wir uns 2020 gewöhnt. 

Und auch wenn wir uns nach persönlichen Kontakten vor Ort sehnen, werden uns Videokonferenzen und Webinare erhalten bleiben. Denn was wir 2020 auch gelernt haben, ist, dass eine Videokonferenz Zeit und CO2 spart. Das ist gut fürs Klima und die mentale Gesundheit.

Überhaupt Gesundheit. Sie ist zu einem der höchsten Güter geworden. Man geht mit einem grippalen Infekt nicht mehr zur Arbeit, sondern schützt sich und andere vor Ansteckung und bleibt daheim. Die Einsicht dahinter: Menschen sind keine Maschinen.

Nicht nur deshalb liegt das Arbeiten mit Sinn im Trend. Millenials und Generation Greta (10 bis 40-Jährige) stellen Mensch und Gemeinschaft in den Mittelpunkt, nicht mehr die Arbeit. Sinn stiften nicht mehr Leistung und Konsum, sondern Wirkung (Impact) und Zweck (Purpose). So müssen sich Unternehmen sozial und umweltfreundlich aufstellen und engagieren, um Fachkräfte zu bekommen und zu halten. Kreativität , Solidarität und Flexibilität sind die Zauberwörter, mit denen wir die Herausforderungen der nächsten Jahre meistern können, um Sicherheit und Orientierung zu finden in einer Welt, in der die gewohnte vermeintliche Sicherheit verloren gegangen ist. 

Ob im Job oder privat, die Welt wird immer unübersichtlicher. Unternehmen, Marken und soziale Projekte können hier Orientierung bieten und die Sehnsucht nach Sicherheit und Vertrauen stillen. Und je globalisierter die Welt wird, desto mehr sehnen wir uns nach der lokalen Sicherheit des Gewohnten. Wie sehr, zeigen die zahlreichen „Kauf lokal-Aktionen“ (#supportyourlocalbusiness) während der Lockdowns, die Social Shopping zum Trend machen. Ob elektronischer Gutschein für die Zeit nach Corona oder Lieferung per E-Bike vom Buchladen um die Ecke, ob im Netz aussuchen und an der Eingangstür vom Lieblings-Schuhladen abholen, daheim probieren und per E-Pay bezahlen, ob auf der Social Media Präsenz des lokalen Kosmetik-Ladens stöbern und bestellen etc., E-Commerce und „Click und Collect“ wachsen weiter, auch in der Nachbarschaft. 

Trend skurril 

Noch eine (eher spezielle) Neuerung, die ich Ihnen nicht vorenthalten will: Der Chatbot mit Verstorbenen, den Microsoft gerade als Patent angemeldet hat. Mit diesem Chatbot können Hinterbliebene weiter mit Verstorbenen kommunizieren. Der Unterhaltungsroboter wertet dafür Bilder, Texte, Sprach- und Social-Media-Beiträge von Verstorbenen aus und lernt so die verstorbene Person in Ausdruck und Denkweise bis hin zur Stimme möglichst genau zu imitieren. Noch besser und authentischer wird das Ganze, wenn schon Lebende ihren Jenseits-Chatbot „trainieren“ und so selbst ein virtuelles Abbild ihrer Person schaffen.

Ob sich der Chat mit dem Freund oder der Oma im Jenseits bei der Masse durchsetzt, sehe ich fraglich. Einigen wird es die Trauer vielleicht erleichtern, anderen jedoch es eher schwerer machen, loszulassen und die Trauer zu überwinden - wird man doch mit jeder Nachricht und jedem Chat daran erinnert, dass die Person „in Echt“ nicht mehr existiert. 

Farben und Formen der Hoffnung und Ruhe

Mehr Hoffnung machen da schon die Farben des Jahres, die Pantone gekürt hat: ein helles Grau und sonniges Gelb, die laut der Farbgurus „eine Botschaft des Glücks und der Kraft, die Hoffnung macht“, verbreiten sollen.

Ebenso sehen Marken-Expert*innen die Natur als Inspiration. Was nicht verwundert, spazieren seit den Reisebeschränkungen doch Scharen von Menschen im Wald umher, die vor Corona meist über der Baumgrenze ihren Winterurlaub verbrachten. So werden die Farbe Grün und Formen wie Holz und Stein sowie organische Formen zum Ruhe ausstrahlenden Trend.

Also: Ran an den Granny-Style mit hellgrauem Haar und gelber Lesebrille und ab zum Picknick in den Wald. Und immer schön agil, flexibel und vor allem gesund bleiben!

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