Pfiffig und griffig - Gute Websites für alle

Christine Gediga • Jan. 05, 2022

Verständliche und barrierearme Websites sind für alle gut

Kurz vor Weihnachten habe ich meinen zweiten Kurs „Digital Guides for Golden Agers“ verabschiedet - ganz Coronaschutz-konform im Wald. Den ersten Kurs hatte ich noch selbst besucht, den zweiten schon im Projekt-Team mit gestaltet. Dabei habe ich neben vielen anderen interessanten Dingen für das Online-Marketing  und Fundraising gelernt: Wir sollten unsere Web-Auftritte immer mehr "mobile first" - vom mobilen Gerät aus - und barrierearm gestalten, denn die älteren Menschen in unserer Gesellschaft werden auch digital immer mobiler. Und da Spendende immer noch eher zu der Generation Aufbauer und zunehmend Babyboomer gehören, sollten unsere online Spendenseiten auf die Zielgruppe 65+ ausgerichtet sein.

Das hilft auch den Jüngeren, denn barrierearme und leicht verständliche Web-Auftritte sparen Zeit. Und dafür sind alle Menschen dankbar.

Usability - Mobil gastfreundlich

Damit die Menschen auf unserer Homepage bleiben und sich wohl fühlen, müssen sie sie als Erstes gut nutzen können. Die Usability muss stimmen: Deutliche Kontraste bei der Schrift - klassisch schwarz auf weiß; die Schriftgröße so einstellen, dass der Text auch auf einem mobilen Endgerät leicht zu lesen ist - ohne „Zoom-Wischen"; und die Seite sollte schnell laden - möglichst unter vier Sekunden. 

Denken Sie immer daran, nicht jeder Browser unterstützt Flash. Zu viele blinkende und bunte Bildchen verwirren nur, statt zu einer Aktion zu animieren. Die Zielgruppe und deren Wünsche für ein angenehmes Besuchs-Erlebnis sind der Maßstab.

Sinnvoll ist es auch, den genutzten Bildern Namen zu geben, und zu beschreiben, was darauf zu sehen ist. Immer mehr Menschen lassen sich die Inhalte einer Website vorlesen und oder nutzen Sprachassistenten zum Surfen.

Übersichtlicher „Fahrplan“ und kurze Klickwege

Ein übersichtliches und sinnvoll bezeichnetes Navigations-Menü ist der Fahrplan zur gewünschten Information und oder Handlung. Zwischen vier und sieben Hauptmenü-Punkte sollten reichen.

Und die Klickwege sollten kurz sein. Das heißt, unter jedem Haupt-Punkt sollte mit einem Klick die gewünschte Information auf einer Unterseite zu finden sein.

Studien haben gezeigt: Nutzende verlassen eine Website durchschnittlich nach 10 bis 20 Sekunden, wenn sie den Mehrwert für sich nicht erkennen. Das heißt innerhalb von 10 Sekunden muss dieser klar sein, damit die Menschen auf der Seite bleiben und Unterseiten besuchen. Von 100 Nutzenden am Tag, landen 30 auf Seite 2 und nur 9 auf Seite 3. (Quelle: Usability.ch)

Und damit die Menschen - und Suchmaschinen - sofort erkennen, was sie unter welchem Punkt erwartet, ist es sinnvoll, die Punkte so klar wie möglich zu benennen. Zum Beispiel statt „Über uns“ „Das Lebenshilfe-Team“, „Die Digital Guides“ oder einfach „Das xy-Team“, statt „Unser Angebot“ „Wohnen bei der Lebenshilfe“ oder „Lernen mit Berufswege“ etc.. So wird Ihre Seite auch besser gefunden, denn Suchmaschinen ranken nach Relevanz. Und wenn der Name der Organisation oder Firma schon im Menüpunkt steht, ist das relevanter als ein Allgemeinplatz.

Startseite - Das virtuelle Schaufenster

Die Startseite ist Ihr virtuelles Schaufenster. Hier sollten die Spendenden, die Kundschaft die wichtigsten Informationen zu Ihrer Organisation bzw. Ihrem Unternehmen finden: Wer sind Sie? Was ist Ihre Vision, also warum sind Sie bzw. Ihre Organisation, Ihre Firma? Und was ist Ihre Mission, wie lösen Sie den Mangel und erreichen die gewünschte Wirkung und Vision. Für wen tun Sie das alles? Wer sind Ihre direkten und indirekten Zielgruppen

Beim Beantworten all dieser Fragen gilt: Übersichtlich gliedern und kurze Texte, die Ihre Vision und Mission auf den Punkt bringen. Tiefer gehende Informationen können Sie auf Unterseiten verlinken. 

Auch sollte es einfach und schnell gehen, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Das heißt, mit einem Klick geht es von der Startseite aus zu allen Kontaktdaten. Besonders komfortabel ist es, wenn ich direkt auf der Startseite auf eine Telefon-Nummer klicken kann und verbunden werde, und oder die E-Mail-Funktion verlinkt ist. Auf der Startseite stehen sollte beides auf jeden Fall.

Eine Suchfunktion hilft, dass die Menschen schnell finden, was sie suchen. Diese sollte gut sichtbar platziert sein und möglichst mit einem Klick auf die Lupe funktionieren. Wenig frustriert so sehr, wie eine Funktion, deren Nutzung ich erst detektivisch erahnen muss, bis ich ans Ziel komme. Das gilt nicht nur für ältere Nutzerinnen und Nutzer.

Das sogenannte Hamburger Menü, die drei Striche, die sich meist oben auf den mobilen Versionen der Web-Präsenz befinden, zeigt die Haupt-Navigations-Punkte nur, wenn ich darauf klicke. Daher ist es sinnvoll, die wichtigsten Menüpunkte im Footer nochmals zu wiederholen. Der Footer wandert von Seite zu Seite mit, so dass die Nutzenden auf jeder Seite den Überblick über Ihr Angebot und Ihre Projekte haben und von jeder Seite die gewünschten Infos mit einem Klick finden.

Texte und Bilder - virtueller Spaziergang in Wort und Bild

Oft stimmt es: „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, und Bilder ziehen die Aufmerksamkeit an. Noch besser ist es, wenn Sie Ihre Geschichte bzw. die Ihrer Organisation oder Firma, Ihre Vision und Mission in Bild und Wort fassen. Hier gilt gerade für Websites: KISS - „Keep it short and simple", also kurze und einfache Sätze und Wörter verwenden. Seien Sie eindeutig, meiden Sie Phrasen und Floskeln sowie lange Schachtelsätze. Schreiben Sie nur das Wichtige und lassen das Unwichtige weg, wie Füll- und Blähwörter. 

Wenn die Textpassagen mit klaren Überschriften und Zwischenüberschriften gut gegliedert sind, können die Besuchenden die Seite besser überfliegen und sehen immer gleich, um was es im Folgenden geht. Statt beispielsweise „Putzige Stacheltierchen suchen ein Zuhause“ schreiben Sie besser: „Wie baue ich ein Igelhaus?“ oder „Igeln beim Überwintern helfen“. Das benennt klar, worum es im Absatz geht und führt nicht in die Irre. So weiß ich gleich, ob ich die gesuchte Information hier finde. (Mehr zu guten Texten lesen Sie unter Mit Worten Bilder malen.)

Für die Bilder gilt: Passen sie zum Text? Ergänzen sie die Text-Aussage sinnvoll? Unterstreichen sie die Geschichte? Das Bild sollte keine vom Text unabhängige Geschichte erzählen. Und die Bilder sollten zur Organisation bzw. Firma und zur Zielgruppe passen.

Gendern hin oder her, formulieren Sie möglichst neutral oder sprechen immer zumindest beide Geschlechter an. Es ist erwiesen, dass sich Frauen unterbewusst mehr angesprochen fühlen, wenn sie auch als solche angesprochen werden. Und Spenden ist immer noch überwiegend weiblich. Zwar spenden Männer höhere Summen, es gibt aber mehr Spenderinnen. (Quelle: Auch das Spenden hat ein Geschlecht).

Spendenbutton - prominent und immer dabei

Sogenannte „Call to Action“-Button geben den Menschen Orientierung, was sie auf Ihrer Seite tun können. Der wichtigste für das Fundraising ist wohl der Spendenbutton. Der sollte möglichst prominent auf der Startseite platziert - am besten oben rechts - und auf allen Seiten an der selben Stelle wieder zu finden sein. 

Für die mobile Version gilt: Die wichtigsten Button scrollen mit bzw. bleiben auch beim runterscrollen sichtbar.

Und auch hier gilt: Klar benennen. Das heißt „Jetzt für xy spenden“ unterstreicht nochmals klar, für wen ich spende, als nur „jetzt spenden“, „Mitglied werden“ kann ich überall, „Mitglied bei der Lebenshilfe werden“ nur dort.

Spendenformular - mit einem Klick weggeschickt

Hinter dem Spendenbutton liegt das Spendenformular, hoffentlich. Wenn ich nämlich nur eine IBAN finde und nicht gerade zufällig im Online-Banking bin, werde ich meine Spende auf später verschieben, also voraussichtlich auf nie, bevor ich die vielen Schritte mache - online Banking öffnen, alle Daten eintragen, IBAN kopieren etc.. 

Wenn Sie die Spendenden über Ihre Startseite, Social Media, einen Newsletter, einen Brief oder eine Postkarte mit QR-Code vom Spenden überzeugt haben, dann sollte es so einfach wie möglich gehen. Das gilt für alle Altersgruppen.

Bieten Sie keine Ausstiegs-Möglichkeiten, das heißt: Überlegen Sie die Pflichtfelder genau. Manche wollen anonym bleiben und springen ab, wenn sie Vor- und Nachnamen sowie Adresse oder weiteres eintragen müssen. Formulieren Sie es lieber so: „Wir möchten Sie gern auch weiterhin über unsere Projekte informieren, und freuen uns, wenn Sie uns dafür Ihre Daten geben.“, und oder „Wenn Sie eine Zuwendungsbestätigung wünschen, geben Sie uns bitte Ihre Adresse.“ (Hier können Sie auch ein Drop-Down-Menü einsetzen: „Spendenquittung erwünscht“ - ja / nein, und dann erst poppt das Anschriftenfeld auf). Unter den Sätzen erscheinen als freiwillige Felder: Name, Anschrift, E-Mail, Geburtsdatum, freies Feld für Bemerkung etc.. So kann jede Person frei entscheiden, welche Daten sie preis geben will.

Eine Aufforderung, den Newsletter zu abonnieren, können Sie in die automatische Dank-Bestätigung einfügen. So erhalten Sie die E-Mail-Adresse über Double Opt In-Verfahren, also Datenschutz-konform.

Bei den Zahlungsmethoden gilt es, möglichst umfangreich anzubieten. Ältere mögen meist das Lastschrift-Verfahren, Jüngere nutzen gern Paypal. Daher sollte beides im Formular zu finden sein. Und eine Kontonummer, falls jemand doch am liebsten überweist. Die Spende per Kreditkarte anzubieten, lohnt sich nur, wenn viele Unternehmen unter Ihren Spendenden sind und Sie auch Spenden aus dem Ausland erhalten. Zahlungssysteme wie ApplePay, GooglePay etc. spielen derzeit in Deutschland noch keine so große Rolle. Vor allem nicht für ältere Spendende.

Und denken Sie an die Vorschlagssummen. Geben Sie „Anker“ und beschreiben, was Sie bzw. Ihre Organisation damit bewirken. Von 5 Euro über 50 und 500 bis 5000 Euro oder mehr sollte für alle Spendenwilligen etwas dabei sein.

Und stellen Sie den Link von Ihrer Startseite zum Spendenformular so ein, dass er sich in einem neuen Tab öffnet. Dann kommen die Menschen beim Schließen der Seite wieder auf die Ausgangsseite, die Projektseite zurück und schließen nicht die ganze Sitzung.

Datenschutz und Transparenz 

Vor allem ältere Menschen fürchten oft, Opfer von Internet-Kriminalität zu werden. Sie sind nicht so vertraut mit der Technik und daher oft besonders misstrauisch. Klären Sie auf Ihren Seiten deutlich und in klaren und einfachen Worten darüber auf, welche Daten Sie verarbeiten, welche Rechte die Nutzenden haben, wie Sie mit den Daten verfahren und vor allem, wie Sie die Daten vor Angriffen von außen schützen - kein Behördendeutsch in der Datenschutz-Erklärung.

Und überlegen Sie, ein Transparenz-Siegel auf Ihrer Seite zu platzieren. Das schafft bei allen Zielgruppen Vertrauen. Kostenlos und einfach bekommen Sie das ITZ-Siegel von transparency Deutschland.

Spenden-Formulare und Spenden-Aktionen

Spenden-Formulare für umsonst stellen Helpmundo und Pledge zur Verfügung.

Bei Helpmundo können Sie gegen Gebühr auch Spenden-Aktionen von der eigenen Website starten.

Pledge bietet an, einen Spenden-Button in Zoom einzubinden.

Und wenn Sie Paypal als Zahlungs-Art nutzen, nutzen Sie auch den Spenden-Möglichkeit über Paypal.

Kryptwährungen als Spende und oder Anlage für Stiftungen?
von Christine Gediga 12 Apr., 2024
Bitcoins bzs. Kyrpto-Währungen als Spende? Ist das auch was für unsere Organisation? Wenn Sie sich das fragen, lesen Sie weiter: Wie funktionieren Bitcoin und Co.? Sind sie als Wert-Anlage für Stiftungen interessant? Und was bedeutet es, wenn wir Kryptos gespendet bekommen?
von Christine Gediga 27 März, 2024
Immer mehr Fördernde wünschen sich, dass wir die Wirkung unseres Tuns auf Gesellschaft und Zielgruppen nachweisen. Doch wie können wir als kleine soziale Organisation das umsetzen? Mit der Wirkungs-Logik von nowa und BerufsWege gelingt es ganz leicht.
von Christine Gediga 06 Feb., 2024
Ich bin zu Gast beim VAMOs Podcast und erzähle über digitales Fundraising und wie Storytelling für mehr Spenden sorgt. Hören Sie rein in: Online Fundraising – wie das Generieren von Spenden mit Storytelling gelingt.
von Christine Gediga 29 Aug., 2023
Welche KI Tools helfen im Fundraising und der Öffentlichkeits-Arbeit? Bei welchen Aufgaben kann KI uns unterstützen? Und wie schreibe ich ein Prompting, das korrekte Ergebnisse und brauchbare Antworten erbringt? Wie Sie in 5 Schritten zum idealen Prompt kommen.
Wie wir die Generation Baby-Boomer als Spendende finden und binden
von Christine Gediga 10 Apr., 2023
Generationen-Wechsel im Engagement-Wesen. Die sogenannten Baby-Boomer übernehmen immer mehr die Rolle der Nachkriegs-Generation als Spendende. Die neue Generation ist aktiver und kritischer, vermögend und engagiert. Wie wir sie für unser Anliegen gewinnen und binden...
Künstliche Intelligenz für Fundraising geeignet?
von Christine Gediga 02 Feb., 2023
Der Text-Bot ChatGPT als Künstliche Intelligenz begegnet uns gerade in allen Medien und Formen. Was diese lernende Maschine für das Fundraising bedeutet, habe ich ausprobiert. Wird eine KI eines Tages den Menschen als Fundraisenden ersetzen?
Fundraising in der Krise
von Christine Gediga 02 Dez., 2022
Jahres-Ende gibt viel Spende - ist das auch in herausfordernden Zeiten so, gar in der Krise? Ja. Wenn Sie vorbereitet sind und Ihre Förder-Beziehungen gut gepflegt haben, ist jetzt die beste Zeit, um Spenden zu erhalten. Wie Sie gut vorbereitet sind, um fundraiserisch handeln zu können, zeigen 10 Check-Punkte.
Gespräche vorbereiten, erfolgreich leiten und zum Abschluss kommen
von Christine Gediga 04 Nov., 2022
Gespräche führen ist ein bisschen wie Schach spielen. Zug um Zug kommen wir dem Erfolg näher. Wer dabei gut vorbereitet ist und die gängigsten Züge im Kopf hat, führt und gewinnt. Welche Züge Sie für ein erfolgreiches Gespräch vorhersehen und kontern können, erfahren Sie in Tipp 7 bis 10 der Sales Artist Reihe.
Klick Surr Effekt und gute Gedanken
von Christine Gediga 04 Okt., 2022
Wie bei einem Kassetten-Recorder laufen die meisten Gespräche nach dem selben Schema ab: Klick-Surr. Wie Sie die "richtigen Knöpfe drücken", damit Sie erfolgreich ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben und mehr zum Elevator Pitch erfahren Sie in Tipp 5 und 6 der Sales Artist-Reihe.
Emotion first im Story-Telling und vom Was zum Wie in der Sprache
von Christine Gediga 06 Sept., 2022
Wer das Gegenüber als Mensch gewinnt, gewinnt es auch als Kundschaft oder Spendende. Wie Ihnen die Hierarchie des Story-Tellings und Emotionen sowie die Magie der Sprache und neue Sprachmuster dabei helfen, erfahren Sie in Tipp 4 und 5, Teil eins der Sales Artist Blog-Reihe.
Ganzen Artikel lesen
Share by: